Wirkung von Ethanol | LEIFIchemie (2024)

Wirkung von Ethanol | LEIFIchemie (1)

Kotivalo, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Sicher weißt du, dass man vom Trinkalkohol, auch Ethanol genannt, betrunken wird (Abb. 1). Was genau bedeutet es, „betrunken“ zu sein? Wie greift Ethanol in unsere Stoffwechselprozesse ein und welche Folgen hat das für unseren Körper?

Die Wirkung von Ethanol auf den menschlichen Körper

Ethanol hat eine starke Wirkung auf unser Nervensystem. Im Gehirn bindet Ethanol an verschiedene Rezeptoren und setzt Botenstoffe wie z. B. Endorphine frei. Die Endorphine gehören zum Belohnungssystem. Glücksgefühle, gesteigerte Redseligkeit und Tatendrang sind die Folge.

Außerdem wirkt Ethanol besonders auf die hemmenden Synapsen und stört dadurch Bewegungsabläufe. Der Gang wird langsamer und schwankend, die Reaktionsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit nehmen ab (Abb. 3).

Ethanol blockiert im Gehirn die Produktion des Hormons ADH (antidiuretisches Hormon) und beeinflusst dadurch die Regulation des Wasserhaushalts in den Nieren. Das Hormon ADH sorgt dafür, dass in den Nieren Wasser aus dem Blut resorbiert wird und so dem Körper möglichst wenig Wasser durch den Urin verloren geht. Wird das Hormon durch Ethanol blockiert, scheidet die Niere sehr viel mehr Wasser aus. Der erhöhte Wasserverlust führt zu verstärktem Durst. Dieses Phänomen bezeichnen wir als "Nachbrand".

Ethanol stört in der Leber die Freisetzung von Traubenzucker. Die Leber sorgt durch die Freisetzung von Traubenzucker für einen konstanten Blutzuckerspiegel. Die Folge dieser Störung ist ein Abfall des Blutzuckerspiegels, durch den Kopfschmerzen, Gereiztheit und im Extremfall sogar ein Koma ausgelöst werden können (Abb. 3).

Ethanol ist ein Zellgift und zerstört Eiweiße.

Die Wirkung der Abbauprodukte des Ethanols auf den menschlichen Körper

Ethanol wird in der Leber mit speziellen Enzymen zu Essigsäure abgebaut. Als Zwischenprodukt entsteht dabei Ethanal. Ethanal ist ebenfalls ein gefährliches Zellgift und ist laut Weltgesundheitsorganisation krebserregend. Ähnlich wie Ethanol bindet es an Proteine und stört so deren Funktion. Besonders häufig sind davon Proteine betroffen, die den Stofftransport in der Leber regeln. Fette und Proteine können so nicht mehr aus der Leber exportiert werden, sondern werden in die Leber eingelagert. Die Leber schwillt an, es kommt zur Ausbildung einer Fettleber. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch das Abbauprodukt Essigsäure, denn Essigsäure wird zum Teil auch in Fett umgewandelt. Bei dauerhaften Alkoholkonsum werden die Leberzellen so stark geschädigt, dass die Leberzellen ihre Funktion verlieren. Die Leber ersetzt diese Zellen durch Bindegewebszellen. Es kommt zur Leberzirrhose, einer schweren, chronischen Leberkrankheit.

    Wirkung von Ethanol | LEIFIchemie (2) Mikael Häggström, Public domain, via Wikimedia Commons

    Mögliche Langzeitwirkungen von Ethanol auf bestimmte Organe

    Siehe Abbildung 2

    Gehirn:

    • Freisetzung von Endorphinen führt zu Glücksgefühl, Tatendrang, Redseligkeit
    • Einfluss auf hemmende Synapsen stört Bewegungsabläufe und führt zu einem schwankenden Gang und Abnahme der Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit
    • Blockierung der Freisetzung des Hormons ADH führt zur Beeinflussung der Nierenfunktion

    Leber:

    • Störung der Freisetzung von Traubenzucker führt zum Abfall des Blutzuckers und damit zu Kopfschmerzen, Gereiztheit und im Extremfall zum Koma
    • Störung des Stofftransports durch die Abbauprodukte von Ethanol führt zur Ausbildung einer Fettleber
    • Schädigung der Leberzellen führt zur Leberzirrhose

    Niere:

    • Fehlendes Hormon ADH führt zur verminderten Rückresorption von Wasser und dadurch zu Durst

    Ethanol als Suchtmittel

    Neben den direkten gesundheitlichen Auswirkungen kann Alkohol auch süchtig machen. Schon die tägliche Aufnahme relativ geringer Ethanol-Mengen kann zu seelischer und körperlicher Abhängigkeit führen. Nur eine Entziehungskur und der lebenslange Verzicht auf Ethanol können die Sucht zum Stillstand bringen.

    Alkoholabhängige Personen haben ein starkes Verlangen nach Ethanol. Sie haben Schwierigkeiten, den Alkoholkonsum zu kontrollieren, trinken im Laufe der Zeit immer größere Mengen und vernachlässigen andere Interessen zugunsten des Alkoholkonsums. Trinken sie wenig oder keinen Alkohol, kommt es zu körperlichen (z. B. Verwirrtheit, Zittern, Blutdruckerhöhung, starkes Schwitzen) und psychischen (z. B. Reizbarkeit, Angstzustände, Schlafstörungen) Entzugserscheinungen. Zu den körperlichen und seelischen Folgen kommen häufig noch Probleme mit der Umwelt wie z. B. der Verlust des Arbeitsplatzes oder das Zerbrechen von Beziehungen mit Ehepartnern, Kindern und Freunden.

    Kurzfristige Auswirkungen des Alkoholkonsums

    Auch der einmalige Konsum von Ethanol hat direkte Folgen für den Körper. In der folgenden Tabelle siehst du, wie sich der Alkoholkonsum auf deinen Körper auswirken kann:

    Abb. 3 Alkoholwirkung in Abhängigkeit von der Blutalkohol-Konzentration (Erwachsene)
    StadiumBlutalkohol-KonzentrationAuswirkungen
    Stadium der wohligen Enthemmung – Erregungsstadiumweniger als 1,0 PromilleWärmegefühl, Zwanglosigkeit, Fröhlichkeit, Rededrang, gesteigertes Selbstwertgefühl, Selbstüberschätzung, Verlangsamung der Reaktionen und Bewegungsabläufe
    Rausch- oder Schlafstadium1,0 – 2,0 PromilleGleichgewichtsstörungen, Störungen der Bewegungsab-läufe (unsicheres Gehen und Stehen), Sprachstörungen (lallen), Enthemmung und Verlust der Selbstkontrolle
    Betäubungs- oder Narkosestadium2,0 – 3,0 PromilleVollrausch, Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, Bewusstseinstrübung, Erbrechen, Ermüdung, Muskelerschlaffung, Atmungsschwierigkeiten
    Lähmungsstadium3,0 – 5,0 Promilletiefe Lähmung, flache Atmung, Unterkühlung, übergehend in Koma; Tod durch Lähmung des Atemzentrums im Gehirn

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    Author: Horacio Brakus JD

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